Nur für mich

(Kommentare: 2)

Einen Tag Urlaub, weil das Wetter für Ende Oktober so schön ist. Und das möchte genutzt werden.
Da dieses Jahr mehr den Pedelec Touren gewidmet war, durfte dieses mal wieder der Roadster raus. Es ging zur Mosel.

Firma Firma sein lassen. Besprechung Besprechung. 28 Tage Urlaub stehen mir zu und ich habe noch einige übrig. Warum also nicht einen weiteren Tag für einen traumhaften Oktobertag wie ich ihn selten erleben durfte.

Früh morgens geht es los, um die 500 km sind geplant und 497,5 km sind es geworden - dank etlicher Umleitungen.

Das Ziel hat die Jahreszeit vorgegeben: tiefe Sonne bedeutet eine Tour Richtung Westen zu machen ist das cleverste: morgens die Sonne im Rücken, abends die Sonne im Rücken. Also ab Richtung Mosel zu meinem Lieblingsort "Bullay". Allein die seltene Doppelstockbrücke und die Pause am Ufer des Campingplatzes sind es wert. Urlaub Kindheitserinnerungen.

Die Natur zog alle Register, um die Tour einmalig zu machen: Temperaturen von 9,5 bis 24,5 Grad. Blauer Himmel, bewölkter Himmel. Morgensonne, Nebel, Sonnenuntergang. Und die Wälder - vor allem aber die Weinberge - bunt getupft, als ob Farbeimer sich an den Hängen geleert haben und die Farbe in Schlieren den Hang hinunterläuft.

Dabei erinnerte ich mich an ein Bild von einem Golfspiel: fast alle hatten beim Putten ihr Smartphone gezückt und fotografierten. Bis auf einen einzigen Zuschauer. Er hielt die Situation nicht fest, er genoss sie. Life. In Echtzeit sozusagen.
Das wollte ich heute auch tun: nicht ständig fotografieren sondern versuchen die Szenerie im Kopf fest zu halten. Man kann natürlich sein Leben permanent fotografieren, (was ich eigentlich auch viel mache). Doch dieses Mal wollte ich Erinnerungen festhalten. Und deswegen gibt es von der Tour eben nur ein einziges Bild. Der Rest bleibt im Kopf - nur für mich.
Und somit bleiben meine Erinnerung an die Farbeimer der Natur im Kopf schöner als jedes Bild, welches eine Linse hat aufzeichnen können.

Und was ist mir neben den Farben noch so im Kopf geblieben?

Da wäre zum Ersten die Tatsache, dass ich von der eigentlich geplanten Tour doch überdurchschnittlich oft abweichen musste: gesperrt wegen Baustelle. Und jedes Mal dachte ich: das ist Deutschland! Am Ende des Jahres kurz vor dem Einbruch des Winters eine Baustelle eröffnen, die sicherlich NICHT fertig wird. Und so müssen den ganzen Winter über alle Verkehrsteilnehmer einen Umweg fahren oder (falls wenigstens eine Spur frei ist) an der Baustellenampel warten. Aber das hat natürlich nichts damit zu tun, dass die Baufirmen sich damit schon einmal die Baustellen als Auftrag sichern und die ganze Zeit dort die Ampelanlage, Absperrungen, Maschinen, ... stehen lassen können: so stehen sie nicht auf dem Firmengelände und bringen außerdem die ganze Zeit über schön die Miete rein ...

Da wäre zum Zweiten natürlich das Vinxtbachcafe, mein Biker Treffpunkt in der Eifel. Nein, es ist natürlich kein echte Biker Treff, denn ich hasse Biker Treffs: meist teure Preise, nicht so tolles Essen und "Toiletten". Eben eher Fleisch- und Metallbeschau anstatt Pausenkultur.
Dort habe ich dann mein Frühstück in Form eines "mit Deko" (Tomate, Salat, Remoulade) belegtes Dinkel-Käsebrötchen mit einer Tasse Kaffee zu mir genommen. Ein weiteres habe ich mir für die Pause an der Mosel einpacken lassen.

Zum Dritten sind mir die Kosten im Kopf geblieben:

Betrag Position
24,11 € 1. Tanken
3,50 € 1. Fährfahrt Königswinter
8,60 € 2 Brötchen und 1 Tasse Kaffee
25,98 € 2. Tanken
2,00 € 2. Fährfahrt Rheineck
10,50 € Salat Leonardo zum Ende der Tour und des Tages
74,69 € Total

Man könnte das Essen noch abziehen, da das unabhängig von der Tour ja sowieso "notwendig" gewesen wäre. Aber: egal.

Als vierter Punkt fällt mir ein, dass ich sehr viele Mercedes Benz Erlkönige gesehen habe. Trotz des Wirr-Warr Musters war es kein Problem sie zu erkennen. Da wäre zum Ersten die Form (sowohl die Roadster aber auch die Großraumlimousinen), des Weiteren: wenn ein rundes, abgeklebtes Firmenemblem in der Mitte des Kühlers ... Hätten sie sich auch sparen können. Wahrscheinlich hätten weniger Leute hingeguckt, wenn es sich um normal aussehende Fahrzeuge gehandelt hätte. Aber das ist vielleicht genau der Marketing-Effekt, den man erzielen möchte. Immerhin sind die Wagen die ganze Zeit mit mir hin und her rund um die Moselberge gefahren.

Zu guter Letzt ist mir dann doch hin und wieder durch den Kopf gegangen, dass ich den Tag auch mit einer Pedelec Tour hätte füllen können. Das hätte Kosten und CO2 gespart. Das mit dem Geld ist jetzt nicht der schlimmste Fakt, aber der CO2 Faktor bleibt doch in letzter Zeit immer öfter im Kopf hängen.
Wahrscheinlich ist das ein Grund, warum ich in letzter Zeit mehr und lieber mit dem Pedelec fahre und immer weniger mit dem Motorrad. Aber ab-und-zu finde ich dann eine Motorrad Tour doch in Ordnung ...

Zurück

Kommentare

Kommentar von Frank |

Hi, sehr lebhaft und kurzweilig geschrieben. Interessant, dass es mir mit mit der zunehmenden Gewichtung vom Motorrad hin zum Fahrrad ähnlich ergeht. Irgendwie greife ich immer mehr zum ruhigen Gefährt. Und irgendwie ändert sich die Biker-Kultur gerade und nervt mancherorts. ... oder änder ich mich?

Kommentar von Jörg |

Wenn man schon viele tausende Kilometer mit dem Motorrad hinter sich gebracht (und auch genossen) hat, lässt der Effekt halt nach. Mehrfach habe ich lt. Kilometer schon die Erde umrundet, inzwischen mit dem Pedelec schon etliche Male Deutschland durchfahren. Aber Pedelec ist noch neu. Und es ist günstiger. Und leiser. Und umweltfreundlicher. Und gesünder. Manchmal spricht nichts gegen Veränderung, egal ob sie sich aus der Gesellschaft heraus ergibt oder einem selbst.

Einen Kommentar schreiben

Bitte addieren Sie 3 und 8.