2.726 km und zurück

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EIne Tour. Und was für eine Tour. Eine große Tour. Mit dem Motorrad.
Für ein verlängertes Wochenende über Ostern. Besuch meines Arbeitskollegen Dirk auf dem Campingplatz Yelloh!Village in und Olaf auf dem Campingplatz Yelloh!Village La Petite Camargue.

Es ging nach Frankreich zum Campingplatz Yelloh!Village La Petite Camargue. Schöne Touren. Schöner Urlaub. Und ich weiß nicht, was von beidem schöner war.

Highlights des Urlaubs waren neben der Anfahrt durch das französische Zentralmassiv auch eine Tour zu Avignon mit dem Papstpalast (und der berühmten Brücke), einem Besuch in der Stadt Aigues-Mortes sowie der (nicht ganz so erfolgreichen) Rückfahrt über den Mont Ventoux.

Anmerkungen zur Tour

Franzosen scheinen in der Regel sehr rücksichtsvolle, vorsichtige Fahrer zu sein. Erklärungen siehe in den folgenden Abschnitten.
Alles bezieht sich auf Beobachtungen und soll keinerlei generelle Aussage über französische Verkehrsteilnehmer sein.

Franzosen scheinen immer ein Auge nach hinten gerichtet zu haben. Selten habe ich erlebt, dass ich nicht sichtlich beim Heranfahren wahrgenommen wurde. Das äußerte sich häufig darin, dass mir (und allen anderen Motorrädern) zum Überholen sichtlich und reichlich Platz gemacht wurde. Nicht selten, dass die Autofahrer sogar mit einer Spur auf den unbefestigten Randstreifen der Straßen ausweichen, um ein problemloses überholen möglich zu machen. Selbst dann, wenn es keinen Gegenverkehr gab!

Auch die Motorradfahrer sind - wie die französischen Autofahrer- extrem höflich. Eigentlich ALLE entgegenkommenden Motorradfahrer grüßen. Egal ob auf der Straße oder auf einer Schnellstraße mit baulich getrennten zwei Spuren für jede Richtung. Gegrüßt wird trotzdem. Und wenn ich sage alle Motorradfahrer, dann ist damit sogar der Sozius gemeint! Kommt hinter dem Fahrer ein zweiter, linker Arm hervor, wird es sich wohl um den Sozius handeln müssen ...

Wenn Franzosen ein langsameres Hindernis überholen (z. B. einen Roller oder einen Fahrradfahrer), wird lange vorher geblinkt und das Hindernis in ausreichendem Abstand überholt. Ganz anders als im blinkfaulen Deutschland! (Hier kann man von Glück sagen, wenn wenigstens nach dem Überholvorgang der Blinker versehentlich betätigt wird).

Kreisverkehre sind in Frankreich weit verbreitet und sie sind häufig zweispurig ausgelegt. Den inneren Kreis befährt man, wenn man nicht an der nächsten Ausfahrt den Kreisverkehr wieder verlassen will, dann nimmt man die äußere Spur.
Blinkt ein Fahrzeug im Kreisverkehr nach links, so bedeutet das, dass das Fahrzeug nicht die kommende Ausfahrt nehmen wird und somit kann ein wartendes Fahrzeug in den äußeren Kreis einfahren. Blinkt das sich im Kreisverkehr befindliche Fahrzeug rechts, so deutet es an, dass es die nächste Ausfahrt nehmen wird. Das bedeutet also, dass man am Blinker des sich im Kreisverkehr befindlichen Fahrzeugs erkennen kann, was der Fahrer tun wird. (Leider gibt es auch in Frankreich einige Fahrer mit deutscher Blinkfaulheit).
Ansonsten eine gute Idee, die man in Deutschland auch einführen sollte!
Doof sind Kreisverkehre nur dann, wenn sich ganz vorne im Kreisverkehr ein Feigling befindet, der sich nicht traut hinein zu fahren, weil auf der Gegenseite auch gerade jemand hineinfährt und daher wartet, wartet, wartet, .... bis der nächste in den Kreisverkehr einfährt ...

Tempo 90 gilt auf Landstraßen als maximale Höchstgeschwindigkeit. Um das Ganze noch etwas sicherer zu machen, gibt es dann (vor allem bergauf) sicherheitshalber auch noch kilometerweise Überholverbot (durchgezogene Linie). So hat man dann auch als Tourist ausreichend Gelegenheit hinter einem voll beladenen 40-Tonner in alle Ruhe die Landschaft zu bewundern, ohne dabei auf die Straße achten zu müssen. Einfach hinter dem LKW herkriechen ...

In Städten gibt es auch "Zebrastreifen". Und zwar gefühlt so alle zwei Meter. Da das aber nicht reicht, machen die Fußgänger einfach dazwischen einen weiteren Übergang auf, indem sie einfach die Straße überqueren. Dort wo sie gerade sind. Das Überfahren von solchen Fußgängern ist jedoch auch in Frankreich leider verboten.
Im Übrigen haben auch Verkehrsampel mit Fußgängerüberweg eine Kennzeichnung als Zebrastreifen. Wenn man also (wie aus Deutschland gewohnt) instinktiv an einem Zebrastreifen anhält weil dort Personen stehen, erntet man meist nur entgeisterte Blicke. Denn schließlich zeigt die Fußgängerampel ja rot ...

Wenn man ein Schild "Gefährliche Kurve" sieht, so handelt es sich in der Regel um zwei Lügen gleichzeitig. Wie gesagt, Franzosen sind um Sicherheit besorgt. Daher werden dort Kurven als Kurven und gefährlich gekennzeichnet, während man bei uns die Kurve als "kurzfristige Verlegung einer Geraden" bezeichnen würde. Sprich: man nimmt sie eigentlich nicht als Kurve war.
Und die Kurven, von denen man auch hier als Kurve reden würde sind dort meist mit "50" "entfährdet". Irgendwie nicht so schön ...

Wenn Motorradfahrer in Frankreich das rechte Bein heben, scheint das "Danke" zu heißen. Habe ich öfters gesehen, wenn Autofahrer für Motorräder Platz gemacht haben (siehe oben).

Jetzt mal ein negativer Aspekt: die Versorgung mit Benzin ist grottenschlecht! Mangelhaft, absolut mangelhaft. Jedenfalls da, wo ich meisten war!
Nun gut, Frankreich ist etwas weitläufiger als Deutschland, da ist es dann selbstverständlicher, dass etwas mehr Landschaft zwischen den einzelnen Tankstellen liegen kann. Dennoch ...
In "Le Grau du Roi" gab es zum Beispiel eine Tankstelle, wie es sie zu Hauf in Frankreich gibt, eine Tankstelle an einem Supermarkt (in diesem Fall ein Lidl). Der Sprit ist dort in der Regel sogar 10 Cent günstiger als an anderen Tankstellen (die nicht einem Supermarkt angegliedert sind). Wer jedoch nur VISA, EC oder blödes Bargeld hat, der bekommt keinen Sprit! Jawohl, denn diese Tankstellen sind in der Regel nicht mit Personal oder einer Zahlstelle versehen, sondern die Zapfsäulen haben einen Kartenautomaten. Und der nimmt mal VISA Karten, mal aber auch nicht. Eine Regel welche Automaten VISA nehmen und welche nicht, konnte ich nicht erkennen. Und so erfreulich es auch ist, 10 Cent zu sparen, ich hätte auch gerne 40 Cent pro Liter mehr bezahlt, wenn ich denn überhaupt Benzin bekommen hätte!
Nun, der Ort ist ja nicht so klein, also fahren wir doch einmal eine BP an, da ist ein Kassenhäuschen, da kann man ja ... verzweifeln. Denn: dieser Ort ist auf Tourismus ausgelegt. Und Touristen kommen meistens mit Wohnmobilen und die brauchen ... Diesel.
Also sind schon einmal gut die Hälfte aller Säulen für Diesel ausgelegt. Bleiben ja noch vier weitere Säulen. Und die haben erfreulicher Weise ... <fuck> Benzin, 95 Oktan mit dem guten E10! Aber macht ja nichts. Da kann man doch das etwas teure aber E10 freie Super 98 tanken. Das bedeutet: man könnte. Wenn die Säule nicht schon seit drei Tagen leer wäre! Scheint ja verdammt schwer zu sein, Super 98 in so einen Ort zu karren, um das Zeug dann verkaufen zu können. (Habe ich in Deutschland noch nie erlebt, dass nicht innerhalb von drei Tagen mal ein Tankfahrzeug anfahren konnte).
Zu dieser Situation gesellt sich dann noch folgende Erfahrung: Ostern ist in Frankreich der höchste katholische Feiertag. Und Feiertags, da ist ... zu! Sprich: die eine Tankstelle ist zu, die nächste gibt es nicht mehr, die darauf folgende ist zu, die nächste laut TomTom (siehe unten) ist gar keine Tankstelle, dann ist wieder eine zu, die nächste hat nur noch Diesel oder E10, dann wieder eine zu ...
Nur zwei Dinge habe mich gerettet: nette Franzosen und die Tatsache, dass die Suzi nachdem sie die "Tank leer" Anzeige einschaltet, noch knapp 50km hat.
Fazit: ist der Tank 2/3 leer, sofort die nächste Tankstelle anfahren, egal was der Sprit kostet. Liegen bleiben ist teurer! Und möglichst Ostern zum Fahren vermeiden!

Geblitzt wird in Frankreich auch. Jedoch sehr häufig von HINTEN! Sowohl in Städten, als auch "Überland" sowie auf Schnellstraßen. Hat man eingeführt, weil Motorradfahrer nichts zu fürchten hatten, als von vorne geblitzt wurde und sich einige entsprechend benommen haben!
Wenn man ein entsprechendes Hinweisschild sieht auf dem vor einer Radarkontrolle gewarnt wird, dann steht doch auch ein Blitzer (sehr fair). Falls jedoch kein Schild vorhanden ist, bedeutet es nicht, dass dort kein ...

"Nette Franzosen" bedeutet, dass wenn man an einer Tankstelle ist, die nur Zapfsäulen mit Kartenzahlung hat, man selber jedoch eben keine der akzeptierten Karten sein Eigentum nennt, mir bisher jeder Franzose bereitwillig seine Karte zum Betanken bei entsprechender Barauszahlung meinerseits geliehen hat. Beträge wurden dabei immer nach unten ab- und Literzahlen nach oben aufgerundet.

"Tank leer" zeigt die Suzi an, indem die Tankanzeige anfängt zu blinken. Wenn die Reserve dann auf Reserve geht, dann leuchtet die Lampe permanent anstatt nur zu blinken. Das äußert sich normalerweise in der Form von Schweißperlen auf der Stirn des Fahrers (in diesem Fall also mir), aus Angst mitten in der Pampa 15 oder 20 Kilometer von der nächsten Behausung entfernt trocken liegen zu bleiben. Glücklicherweise ist die Suzi nicht so durstig und die Lampe frühzeitig an. Besser aber auf jeden Fall vorher tanken, bevor die Lampe Strom verbraucht ...

TomToms "POI": TomTom hat ja das nette Tool "POI in Nähe (POI = Point Of Interest). Unter anderem ist eine Tankstelle in der Nähe auch als POI anwählbar. Dummerweise ist als "Tankstelle" auch scheinbar jede "Garage" eingetragen. D. h. die Jungs an diesen POIs reparieren Fahrzeuge, sie haben auch Benzin, aber leider nur in den eigenen Fahrzeugen und nicht zum Verkauf. Doof für Leute, die mit Verbrennungsmotoren auf der Suche nach einer Tankfüllung sind ....
Den Support von TomTom zu erreichen wurde recht schwierig gemacht. Wer keine Fragen bekommt, muss auch keine beantworten oder wie ...?

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